Das hämolytisch-urämische Syndrom
Lothar Bernd Zimmerhackl1, Hege Verweyen1,
Angela Gerber1, Helge Karch2, Matthias Brandis1
Zusammenfassung
Das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) ist durch hämolytische Anämie, Thrombopenie und einem akuten Nierenversagen charakterisiert. Das HUS ist die häufigste Ursache für ein akutes Nierenversagen im Kindes- und Jugendalter. Die Inzidenz beträgt 0,7 bis 1,0⁄100 000 Kinder unter 15 Jahren in Deutschland und Österreich. Etwa zwei Drittel der Erkrankten werden dialysepflichtig. Die Letalität liegt bei einem bis drei Prozent. Folgeerkrankungen sind arterielle Hypertonie, Proteinurie und chronische Niereninsuffizienz in bis zu 40 Prozent der Fälle 10 bis 15 Jahre nach der Erkrankung. In den meisten Fällen werden Infektionen
mit enterohämorrhagischen E. coli (EHEC) als Ursache für das HUS gefunden. Diese können durch kontaminierte Lebensmittel, Tierkontakte sowie von Mensch zu Mensch übertragen werden. Das HUS stellt somit die schwerste Komplikation einer potenziell vermeidbaren (meldepflichtigen!) Lebensmittelinfektion dar. Davon zu unterscheiden sind die viel selteneren „atypischen" Formen des HUS, bei denen auch genetische Faktoren eine Rolle spielen.
A 196 Deutsches Ärzteblatt, Jg. 99, Heft 4, 25. Januar 2002